„Gebro­chen, gestoh­len und … gekün­digt?“

Scha­dens­be­ding­te Kün­di­gun­gen sind im Bereich der Ver­mö­gens­scha­den-Haft­pflicht­ver­si­che­rung kei­nes­wegs so weit ver­brei­tet, wie vie­le Ver­si­che­rungs­ver­mitt­ler mei­nen. Den­noch kann es sinn­voll sein, dies­be­züg­lich Vor­sor­ge zu betrei­ben.

Der Ärger begann für alle Betei­lig­ten mit dem Erwerb eines Bag­gers durch Bau­un­ter­neh­mer B und dem nach­fol­gen­den Auf­trag an Ver­si­che­rungs­mak­ler M, das Arbeits­ge­rät zu ver­si­chern. M kam die­ser Auf­for­de­rung unver­züg­lich nach und bean­trag­te im Novem­ber 2011 über Ver­si­che­rer E eine Maschi­nen­bruch­ver­si­che­rung. Es dau­er­te kei­ne drei Mona­te, bis B die­se Ver­si­che­rung das ers­te Mal benö­tig­te und einen Scha­den mel­de­te. Die­ser wur­de von der E‑Versicherung grund­sätz­lich auch als Ver­si­che­rungs­fall aner­kannt, aller­dings stell­te man eine erheb­li­che Unter­ver­si­che­rung fest. In den Ver­si­che­rungs­be­din­gun­gen hieß es zur Ver­si­che­rungs­sum­me:

Die Ver­si­che­rungs­sum­me ist der jeweils gül­ti­ge Lis­ten­preis der ver­si­cher­ten Sache im Neu­zu­stand (Neu­wert) am Tag des Ver­trags­ab­schlus­ses.“

M hat­te jedoch bei Antrag­stel­lung anstel­le des Lis­ten­prei­ses fälsch­li­cher­wei­se den ihm von B mit­ge­teil­ten Kauf­preis (Zeit­wert) ange­ge­ben, der deut­lich unter­halb des Lis­ten­prei­ses lag. Von den Kos­ten für die not­wen­di­ge Repa­ra­tur der im kon­kre­ten Fall beschä­dig­ten Hydrau­lik­pum­pe über­nahm die E‑Versicherung des­halb letzt­lich nur 63 %. Die Dif­fe­renz ver­lang­te B von Ver­si­che­rungs­mak­ler M.

M mel­de­te den Vor­gang sei­ner Ver­mö­gens­scha­den-Haft­pflicht­ver­si­che­rung, die den Fall prüf­te und schließ­lich – nach Abzug von B erspar­ter Ver­si­che­rungs­prä­mi­en in Höhe von 1.800 EUR – einen Betrag von knapp 6.500 EUR an B über­wies.

An die­sem Punkt hät­te der Fall eigent­lich erle­digt sein kön­nen. Tat­säch­lich muss­te M sich jedoch eini­ge Zeit spä­ter erneut an sei­nen Ver­mö­gens­scha­den-Haft­pflicht­ver­si­che­rer wen­den, weil es (wie­der­um) einen Scha­den an dem Bag­ger gege­ben hat­te – die­ses Mal am Küh­ler – und erneut der Ein­wand der Unter­ver­si­che­rung gel­tend gemacht wur­de. Da M zu die­sem Zeit­punkt selbst noch gar nicht all­zu lan­ge über den betref­fen­den Ver­mö­gens­scha­den-Haft­pflicht­ver­si­che­rer ver­si­chert war, lös­te die­se zwei­te Scha­dens­mel­dung bin­nen rela­tiv kur­zer Zeit dort ein gewis­ses Befrem­den aus. Auch frag­te man sich – zu Recht – war­um die Unter­ver­si­che­rung denn nicht beho­ben wor­den war. Erst mit eini­ger Ver­zö­ge­rung konn­te geklärt wer­den, dass es sich tat­säch­lich gar nicht um zwei Scha­dens­fäl­le zur Maschi­nen­bruch­ver­si­che­rung han­del­te, son­dern dass es nur um ein ein­zi­ges Scha­dens­er­eig­nis ging, der Scha­den am Küh­ler aber erst mit zeit­li­cher Ver­zö­ge­rung fest­ge­stellt und repa­riert wor­den war. Die Ver­mö­gens­scha­den-Haft­pflicht­ver­si­che­rung trat in die Regu­lie­rung ein und zahl­te einen wei­te­ren Betrag von 2.500 EUR.

Damit jedoch nicht genug: Nach­dem eini­ge Mona­te ins Land gegan­gen waren, wir schrie­ben mitt­ler­wei­le das Jahr 2014, mel­de­te B der E‑Versicherung einen wei­te­ren Ver­si­che­rungs­fall. Die­ses Mal war von einer Bau­stel­le der Greif­arm des Bag­gers ent­wen­det wor­den.  Die E‑Versicherung lehn­te Ver­si­che­rungs­leis­tun­gen nun in Gän­ze ab und begrün­de­te dies damit, dass der Greif­arm im Maschi­nen­ver­zeich­nis hät­te ange­ge­ben und bei der Bemes­sung der Ver­si­che­rungs­sum­me berück­sich­tigt wer­den müs­sen, was jedoch nicht gesche­hen sei.

Natür­lich ver­lang­te B aber­mals Scha­dens­er­satz von Mak­ler M. Und so muss­te die­ser sei­nem Ver­mö­gens­scha­den-Haft­pflicht­ver­si­che­rer den ver­meint­lich drit­ten Scha­den mel­den. Wie­der­um ging es pri­mär um eine Regu­lie­rung, denn M muss­te ein­räu­men, feh­ler­haft davon aus­ge­gan­gen zu sein, dass der zusätz­lich zum Bag­ger erwor­be­ne Greif­arm – qua­si als not­wen­di­ges Zube­hör zum Betrieb des Gerä­tes – mit­ver­si­chert gewe­sen sei.  Dies droh­te nun auch zum Pro­blem für M selbst zu wer­den, weil sein Ver­mö­gens­scha­den-Haft­pflicht­ver­si­che­rer ver­kün­de­te, sich – unab­hän­gig von der wei­te­ren haf­tungs- wie deckungs­recht­li­chen Prü­fung – von dem Risi­ko lösen zu wol­len, also den scha­dens­be­las­te­ten Ver­trag zeit­nah zu kün­di­gen. Die­sem Ansin­nen konn­ten wir aller­dings recht schnell eine Absa­ge ertei­len. Denn ehe der ver­meint­lich drit­te Scha­dens­fall bekannt gewor­den war, hat­ten wir M eine Neu­ord­nung sei­ner Ver­mö­gens­scha­den-Haft­pflicht­ver­si­che­rung emp­foh­len. M war unse­rem Rat gefolgt und hat­te den Ver­trag in die­sem Zusam­men­hang auch gleich um drei wei­te­re Jah­re ver­län­gert. Außer­dem war das scha­dens­be­ding­te Kün­di­gungs­recht des Ver­si­che­rers abbe­dun­gen wor­den. Damit schied eine kurz­fris­ti­ge Lösung vom Ver­trag aus. Erst zur Haupt­fäl­lig­keit über zwei Jah­re spä­ter hät­te eine Kün­di­gung erfol­gen kön­nen.

Ergeb­nis

Der Ver­mö­gens­scha­den-Haft­pflicht­ver­si­che­rer regu­lier­te also schließ­lich ein drit­tes Mal und zahl­te wei­te­re 12.000 EUR an den Geschä­dig­ten aus. Da es bis zum mög­li­chen Ablauf der Ver­mö­gens­scha­den-Haft­pflicht­ver­si­che­rung im Sep­tem­ber 2016 kei­ner­lei wei­te­re Scha­dens­mel­dun­gen gab, wur­de die ange­dach­te Kün­di­gung des Ver­tra­ges vom Ver­si­che­rer jedoch nicht wie­der the­ma­ti­siert, die­ser besteht bis heu­te fort. Der Fall zeigt somit, wel­che Pra­xis­re­le­vanz beson­de­re Bedin­gun­gen haben kön­nen, die über die Stan­dard­be­din­gungs­wer­ke der Ver­si­che­rer hin­aus­ge­hen. Gera­de wenn es um eine Ver­si­che­rung geht, die für die Aus­übung der eige­nen beruf­li­chen Tätig­keit zwin­gen­de Vor­aus­set­zung ist, soll­ten die­se nicht unter­schätzt wer­den.